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6. Etappe 2.Woche

Teneriffa

Das Wetter zwingt uns “runterzukommen „. Dabei erweist sich die Marina Rubicon, in der wir liegen, als Glücksfall: Eine wunderschöne Anlage mit vielen Restaurants. Aber wir verlieren uns Ziel nicht aus den Augen.

Die Marina Rubicon

Wind, vor allem aber Welle läßt uns ein Zeitfenster ab Donnerstag. Also bleiben wir 5 Tage dort. Wir mieten uns ein Auto und erkunden die karge Insel von Süden nach Norden. In Haria kehren wir ein und genießen das spanische Inselleben.


Michael‘s Bein ist noch nicht so weit, dass es längeren Wellengang ohne Schmerzen ertragen kann. Deshalb fliegt er am Mittwoch nach Teneriffa, um dort seine Frau zu treffen. (Oder war es Sehnsucht?).

Wir starten am Donnerstag früh vollgetankt gen Westen auf das Verkehrstrennungsgebiet zwischen Gran Canaria und Teneriffa. Denn wir wollen die Strecke in einer Tour bewältigen. Nach dem Sonnenuntergang kommt der Vollmond voll zum Einsatz und begleitet uns die ganze Nacht: Eine herrliche Nachtfahrt bei 3Bft. und beleuchtetem Wasser. Am Morgen drehen wir nach Süden und segeln entlang der Ostküste Teneriffas nach San Miguel, unserem Endhafen. Ein schöner Abschlusstörn.

Nachtfahrt nach Teneriffa

Dort angekommen hat der Wind auf 5 Bft. aufgebrist und wir kriegen ein paar Probleme beim Anlegen mit Mooringleinen. Eine solche gerät in unser Bugstrahlruder und setzt es außer Kraft. Mit einer Tauchaktion von Matthias und mir gelingt es, das eingesogene Seil wieder frei zu bekommen und damit das Schiff ordentlich vertäuen zu können. Am Abend treffen wir uns zum AbendABSCHLUSSessen mit Michael und Uschi und organisieren unsere Rückreisen.
Zuerst fliegt Matthias, dann Birgit und zuletzt ich, nachdem das Boot nochmal ordentlich geschrubbt wurde. So bleibt es nun bis zum 19. November, unserer gemeinsamen Anreise zur Überfahrt in die Karibik.

WEB Camera Marina San Miguel

6. Etappe 1.Woche

Anders als ursprünglich geplant will ich die 5.Etappe nicht erst im Oktober, sondern noch im August unternehmen, weil in dieser Zeit die Wind- und Wellenbedingungen erheblich besser sind. Für einen solchen Törn melden sich Matthias und Birgit, beide aus Berlin, sowie Michael aus Köln an. Nacheinander treffen wir in Nazare ein. Wir proviantieren für 6 Tage und diskutieren die Route nach Teneriffa, ca 670 Meilen. Das Wetterfenster ab dem 20.8. sieht gut aus, Sorgen machen uns nur die Orcas, die noch immer gerade Segelboote angreifen und das Ruder zerstören. Ich habe zwar alles, das der  Abwehr Dienst an Bord: Elektrische Geräte wie Pahl und Ping, ebenso wie Sand und Unterwasserböller. Ob das wohl im Ernstfall reicht?

Michael
Birgit
Matthias

Wir entscheiden uns, von Nazare in westlich Richtung zu segeln, um möglichst weit weg von der portugiesischen Küste zu kommen. Orcas halten sich bislang in Küstennähe auf. So halten wir die Strecke gering, auf der wir Begegnungen haben könnten. 

Am Sonntagmorgen geht es los. Der Wind kommt prima aus Nord mit 4-5 Bft., die Welle mit 1,5 bis 2 Meter ist gerade so erträglich. Hinter dem Verkehrstrennungsgebiet Lissabon biegen wir nach Süden ab und fahren mit achterlichen Wind bei einem gerefften Grossegel und einem ausgebaumten Vorsegel gerade auf Lanzarote zu.

Beim Ausbaumen durch Spifall

Die erste Herausforderung ist die Zubereitung des Abendessens. Es schaukelt schon ganz schön und man muss achtgeben, dass der Topf nicht vom Herd fliegt. Deshalb gibt es auch nur Nudeln mit Pesto. Der Hunger ist aber nicht so groß, der Magen hat sich noch nicht entspannt wegen Aufregung oder Welle oder aus allem etwas.

Wir legen die Wachen fest und orientieren uns dabei an den Erfahrungen, die wir in der Biskaya gemacht habe: Ab 22.00 Uhr alle drei Stunden. Da die Welle nicht exakt von hinten kommt, wirft sie uns immerhin von Steuerbord nach Backbord und wir kommen nur schwer in den Schlaf. Aber die Müdigkeit siegt.

Der Morgen lockt mit einem schönen Sonnenaufgang und dem Rückgang der Welle bei gleichbleibendem Wind. Als gegen 10.00 Uhr alle ausgeschlafen sind, heißt es, wieder am Herd stehen und Porridge kochen. Der Einfachheit halber gibt es Nescafé.

Die Wetterbedingungen werden immer idealer und unsere Stimmung steigt. Als wir auf der Höhe der Straße von Gibraltar sind, haben wir das Orcaproblem endgültig hinter uns gelassen. Mittlerweile haben wir, bzw. unsere Mägen sich an die Schaukelei gewöhnt. Wir begegnen 3 Tage lang keinem Schiff, sehen viele Delphine um uns herum und schauen nachts in einen sternenklaren Himmel. Für mich ist es eine perfekte Vorbereitung auf den langen Schlag in die Karibik , für die anderen Drei ein beeindruckendes Erlebnis. Ca. 100 Meilen vor den Kanaren lässt der Wind nach. Wir schaffen zwar noch die letzte Nacht unter Segeln, müssen aber dann den Motor anschmeißen und steuern den Hafen von Graciosa an. In der Vorbereitung darauf, als wir wieder Internetempfang haben, lese ich, dass es angebracht ist, sich Tage vorher anzumelden, da man sonst abgewiesen wird. Hm!! Ich rufe an und schreibe Emails, aber erhalte keine Reaktion. Meine Befürchtungen werden wahr: Obwohl der Hafen fast leer ist, erhalten wir von einem mit Gummiknüppel bewaffneten Mariniero keine Erlaubnis zum Anlegen. Nach 6 Tagen auf See konnte ich gewisse Wut über ein solches Verhalten nicht verbergen, zumal wir auch keinen Diesel nachtanken konnten, den wir dringend brauchten, denn der nächste Hafen war über 35 Meilen entfernt. Also fahren wir wieder raus, telefonieren mit der Marina Rubicon auf Lanzerote und lassen uns eine Bestätigung über einen Liegeplatz geben. Zum Glück hatte ich noch Kanister voll Diesel aus dem Ijsselmeer und konnte etwas nachtanken. 

Land in Sicht


Wir erreichen die Marina nach Mitternacht und wie immer zu dieser Zeit ist es stockdunkel. In Schleichfahrt tasten wir uns an die Hafeneinfahrt vorbei an in der Dunkelheit liegenden Booten vor Anker heran. Die Beleuchtung der Einfahrt ist mächtig irritierend und zu allem Überfluss fällt der Plotter aus. Endlich sehen wir einen Mariniero winken und uns einen Platz zuweisen. Überglücklich machen wir fest, es ist 1 Uhr!

Leider rutscht Michael an der Stegkante ab und verletzt sich derart schwer, dass wir ihn ins Krankenhaus bringen müssen, das er aber wieder am gleichen Tag mit ein paar Stichen im Gesicht verlassen kann. Auch wenn das für ihn kein Trost sein mag, sind wir doch froh, dass nichts schlimmeres passiert.

In den nächsten Tagen steigt Wind und Welle, so dass wir genügend Zeit haben, um zu überlegen wie es weiter geht auf der Fahrt nach Tenneriffa.

5. Etappe

Das vorläufige Ende

Fahrt nach Figueirea

Nach der Ankunft der Rheinländer bemühe ich mich intensiver um einen Liegeplatz für zehn Wochen in Lissabon. Zu meinem Erschrecken erhalte ich Absagen und bin ziemlich genervt. Am Montag fahren wir mit dem Auto, mit dem Volker aus Lissabon gekommen ist, nach Porto, um es dort abzugeben. Wir gehen durch diese schöne Stadt, aber ich habe kein Auge für die Schönheiten dieser Stadt. Erst als ich beim Mittagessen eine Zusage aus Nazare erhalte, gönne ich mir ein Bier und blicke zuversichtlich in die Welt. Nazare liegt etwa 100 Meilen vor der Lissabonner Bucht, aber der Hafenmeister ist am Telefon sehr zuvorkommend. 

Treffen in Porto
Porto Markt

Und so fahren wir, weil Segeln mangels Wind wieder nicht geht, 6 Stunden mit Motor nach Nazare, werden freundlich in Empfang genommen und sehen uns fragend an. Die Fahrt ist hier erst einmal zu Ende. Was nun? 

Wir beschließen, uns weitere 2 Tage Nazare und Umgebung anzuschauen, um dann die restlichen Tage in Lissabon in einer Ferienwohnung zu verbringen. Volker organisiert die Lissabontour.

Narare mit Hafen

Ich bin jetzt fast 2 Monate auf dem Schiff und habe 1262 Meilen im Kielwasser. Das Ziel Lissabon hätte ich auch gut erreichen können. Blöderweise bekam ich, nachdem ich in Nazare fest zugesagt hatte und wir auch schon die Ferienwohnung gebucht hatten, eine Zusage aus Lissabon. Aber wer weiß, in Nazare fühle ich mich mit dem Boot gut aufgehoben, ich lasse es ja über zwei Monate alleine.

Am 19.7. fliegen wir nach Köln. Dann muss ich das nächste Problem lösen: Was mache ich mit dem Boot, wenn ich in der Karibik bin? Wir entscheiden uns dafür, es nach Holland überführen zu lassen, wenn ich nicht in dieser Woche eine nachvollziehbares Angebot über den Verkauf des Schiffes auf Martinique bekomme. Eine Überführungscrew steht bereit, nun muss ich auch noch einen Bestimmungshafen in Holland finden. Hoffentlich wird das nicht so schwierig wie in Lissabon.

4. Etappe 

Mit Boris geht die Post ab. In 6 Tagen schaffen wir 260 Meilen und sind ein gutes Stück dem Ziel Lissabon näher gekommen.

Direkt nach seiner Ankunft motoren wir wegen mangelndem Wind nach Muxia. Ein traditionell gehaltenes Stadtfest entschädigt ein bisschen für ernüchternde Stimmung. Und der nächste Segeltag: Endlich mal wieder segeln! Mit beiden Tüchern und achterlichem Wind geht es nach Muros. Einem kleinen Ort mit einer netten Marina. Am nächsten Tag können wir auch noch überwiegend segeln, obwohl der Wind immer weiter nachlässt und wir immer wieder den Motor anschmeißen müssen, um die Flauten zu überbrücken. Gleiches gilt für den nächsten Schlag nach Bayona . Der Hafen liegt günstig auf der Strecke, ist aber der heruntergekommenste, der uns bislang begegnet ist.

So wundert es auch nicht, dass wir zusehen,  so schnell wie möglich diesen ungastlichen Ort zu verlassen. Ein kleiner Schlag führt uns nach Viano de Castello. Der Yachthafen hat für die Charai nicht die richtige Tiefe und so wollen wir in den Handelshafen, der laut unterschiedlichen Beschreibungen einen Yachthafenteil beherbergen soll, nur wo genau, das gibt keine Beschreibung her. Also fahren wir mit Vorsicht in Hafen hinein und ich rufe per Telefon, weil kein Funkkanal angegeben war, eine etwas verdutzte Frau an, die mir nach langen hin und her erklärte, dass eine Brücke aufgehen wird, die wir durchfahren sollen. Und so geschah es auch: Zu unserem Erstaunen gelangten wir in ein abgeschlossen Hafenbecken mit einem großen Museumsschiff, an dessen Ende ein Mann uns zuwinkte und uns half, das Schiff an dem ansonsten leeren Steg festzumachen. Er begrüßte uns mit Handschlag und erklärte das nächste Verfahren sehr freundlich: Willkommen in 🇵🇹. Da gibt es schon einen gewissen Unterschied zu 🇪🇸. Wir fühlen uns gut aufgehoben.

Wir freuen uns auf den nächsten Hafen in Portugal. Er liegt am Rio Douro bei Porto.  In der Douro Marina werden wir ähnlich freundlich empfangen und erhalten beim Anlegemanöver Hilfe von drei Marinieros. Die  Ausstattung ist gut, wenn auch ein bisschen teuer, wir nutzen sie aber voll aus. Eigentlich wollen wir hier die Fahrt beenden und den nächsten Crewwechsel einläuten. Bei einem Glas Wein

Ein besonders leckeres Brot für den nächstenTag

entscheiden wir uns jedoch um und starten am nächsten Morgen um 6.00 Uhr zu einen großen Schlag von ca 65 Meilen. Damit bringen wir die Charai einen entscheidenden Schritt näher nach Lissabon, zu dem es dann nur noch 4 Fahrtabschnitte sind. Der Wind gibt uns auf der gesamten Strecke keine Chance, die Segel zu setzen. Also fahren wir die gesamte Strecke unter Motor und möglichst nah an der Küste, um den Orcas auszuweichen, die mittlerweile auf dem Weg nach Galizien sind und somit unsere Höhe erreicht habe. Wir setzen auch die elektronischen Tongeber ein, die die Orcas vertreiben sollen. Bis Figueira de Foz hat das auch geklappt.

Auf der Burg von Figueira
Die Stadt vom Wasser

Natürlich gehen zum Abschluss angemessen essen und verbringen den Rest des Abend auf dem Nachbarboot, auf dem sich der halbe Steg eingefunden hat. Die meisten davon sind Deutsche, aber auch Schweden, Franzosen und sogar Briten. Es wird ein langer Abend, der letzte für Boris. Er fährt am nächsten Tag zurück Porto und von dort aus nach Köln. Eine weitere Superzeit geht zu Ende und es kündigt das große Finale an: Chantal und Rita mit Volker kommen am Sonntag. 

3. Etappe, 2. Woche 

Das Wetter meint es nicht so gut mit uns. Draußen stürmt es und es baut sich eine Welle bis 3 Meter und mehr auf. Wir haben noch Hoffnung für den Mittwoch. 

So erkunden wir ACoruna und fahren nach Santiago de Compostella, um uns mit den Schönheiten Galiciens bekannt zu machen. Beide Orte haben ihren Charme und gute Tappas- Bars, die einem Urlaubsfeeling vermitteln. Jona hat wie immer um diese Zeit Geburtstag, den wir in einem guten Restaurant ausgiebig feiern.

Da der Mittwoch uns auch enttäuscht, macht sich Jona auf den Weg nach Lissabon, Aron und Matthias treten am Donnerstag die Heimreise an. Ich beschäftige ,ich mit Bootsarbeiten und warte auf Boris, der sich für Freitag angekündigt hat, um mit mir den Rest der Reise nach Lissabon zu fahren. Das Wetter , bzw. Der Wind hat sich etwas beruhigt, aber die Wellen bleiben hoch. Dennoch werden wir am Samstag oder Sonntag die absegelt setzen.

3. Etappe, 1.Woche

Biskaya geschafft!! 

Aron und Jona kommen am späten Sonntag, Matthias am Montag Nachmittag. Wir proviantieren für 5 Tage und sind dann am Dienstag startklar für die Fahrt in Richtung Biskaya. Doch zuvor sind noch zwei Etappen einzulegen, da der Wind immer noch keine Chance zu einem großen Segelschlag lässt. Zunächst geht es nach Aber-Wrach, einem kleinen Hafen in einem Flussgebiet. Hier machen wir neben einem holländischen Schiff fest, deren Besatzung unsere Tour bereits gefahren hat und uns den Tipp gibt, als Absprunghafen nach Spanien Camaret zu nutzen. Dieser Hinweis erweist sich als goldrichtig. Camaret liegt im Süden der Bucht von  Brest und dient uns in der Tat als Starthafen für die Biskayaüberquerung. 

Die Zeit scheint auch günstig zu sein, selbst wenn wir wegen der Hochdrucklage in der Biskaya viel werden motoren müssen. Es entwickelt sich aber ein östliches Windgebiet im Süden der Bucht und so werden wir die Flauten zwischendurch mit der Maschine überbrücken müssen. Der Riesenvorteil besteht darin, dass wir keine nennenswerten Wellen haben wir. Das erfreut Schiff und dessen Besatzung.

Also es geht los: Vor uns liegen 333 Seemeilen, die wir in ca. drei Tagen befahren wollen. Wegen der zu berücksichtigenden Strömungen sind wir die letzten Tage früh aufgestandenen und haben die Leinen losgemacht. Dies ist diesmal auch nicht anders. Um 8.00 Uhr verlassen wir mit vielen anderen Seglern den Hafen und nehmen südlichen Kurs. Nach drei Stunden unter Maschine können wir sogar die Segel setzen und fahren mit nordwestlichem Wind den ganzen Tag, bis kurz vor Mitternacht der Wind einschläft. Aron und ich übernehmen die 1. Und 3. Wache ´a 3 Stunden. Im Gegensatz zum Ärmelkanal ist es nicht sehr kalt, wir können uns sogar ohne Handschuhe draußen aufhalten. Es begegnen uns in der sternenklaren Nacht ein paar Fischerboote. Ansonsten ist es ruhig, von den anderen Seglern am Start ist nichts mehr zu sehen. Zum Frühstück macht uns Aron 🍳 mit Speck und Zwiebeln und wir beginnen den 2. Tag auf See, der abwechselnd Wind und Flaute bringt. Sogar einen großen Finnwal kriegen wir neben unserem Boot zu sehen, ein beeindruckendes Schauspiel. Er ist weit größer als unser Schiff, prustet zweimal und taucht dann wieder ab Ein Glück, dass es kein Orca war!

Häufige Begleiter

Wir bereiten uns auf die zweite Nacht vor, in der die Wachen getauscht werden.

Ich probiere erfolgreich das Satellitentelefon aus und hole mir die neuesten Wetterdaten: Eine tolle Erfindung. Das morgige Wetter bzw. der Wetterdienst verspricht ein bisschen mehr Wind aus Ost, den wir gerne nach A Carunia in Anspruch nehmen werden.

Wir haben es geschafft: Am Sonntag, den 25.6. laufen wir um 00.30 Uhr in  ACoruna ein.

Hinter uns liegen 336 Meilen auf See, die wir in 3 Tagen und zweieinhalb Nächten durchfahren. In der Nacht und am 3. Morgen steigert sich der Wind dann auf 5-6 Bft mit entsprechend hohen Wellengang, Gegen Nachmittag dreht der Wind zunehmend auf Süd und nimmt dann günstiger Weise wieder ab, so dass wir den Rest der Strecke ohne große Welle von vorne motoren können. Um Mitternacht erreichen wir die Bucht von ACoruna, es ist dunkel. Wir tasten uns langsam an den Hafen heran und melden uns per Funk. Zu unserer großen Überraschung meldet sich noch jemand zurück und zeigt uns im Hafen einen Liegeplatz. Festmachen, zwei Anliegerbiere trinken und einen großen Topf Nudeln kochen – alle habe die die letzten 36 Stunden wenig bis gar nichts gegessen. Um 3.00 Uhr fallen wir erschöpft in die Kojen.

Wir haben es geschafft: Am Sonntag, den 25.6. , laufen wir um 00.30 Uhr in  ACoruna ein. Hinter uns liegen 336 Meilen auf See, die wir in 3 Tagen und zweieinhalb Nächten durchfahren haben.

Der Leuchtturm von ACaruna

Wir wachen im Sommer auf. Es ist warm und genießen den Sonntag. Ein Blick auf die Wetterprognose zeigt uns, dass wir nicht so ohne weiteres weiter fahren können.

2.Etappe, 2.Woche 

Am Montag geht es dann los. Wir haben kein Gegenwind, dafür aber totale Flaute. Gut, dass wir keine Gegenwelle haben, so können wir motoren, mal mit mal ohne Strom, aber immerhin 80 Meilen und 14 Stunden. Das nervt! Natürlich ist nach 18.00 Uhr in Cherbourg keiner mehr im Hafen, der uns einen Liegeplatz zuweisen könnte und so müssen wir uns ins Päckchen legen. Für die vergleichsweise geringe Distanz von 43 Meilen stehen wir dennoch früh auf und fahren gegen 7.00 Uhr wieder unter Motor – es ist immer noch kein Wind da – nachSt. Peter Ports- England. Wegen des einsetzenden Stroms bewegen wir mit über 12 Knoten an der Küste von Cherbourg in Richtung der englischen Inseln. Normalerweise fährt die Charai höchsten 7 Knoten. Wir setzen brav die Q-Flagge als Zeichen, dass wir einklarieren wollen, bekommen im Außenhafen auch einen guten Liegeplatz und warten auf die Customers. Es kommt aber niemand und so gehen wir ohne Erlaubnis zum Diner an Land.

Charai in St.Peter Port
Genießen unter Palmen

Der nächste Schlag setzt uns ziemlich zu. Es sind 75 Meilen zur bretonischen Küste nach Roscoff. Da wir nicht nachts ankommen wollen, beschließen wir, über Nacht zu fahren und legen um 14.00 Uhr ab,  nicht ohne noch etwas Sprit nach zu tanken ⛽️. Uns ist klar, dass es ziemlich kalt werden wird. Bis zum Einbruch der Dunkelheit läuft noch alles prima. Wir können sogar 5 Meilen segeln. Nach Mitternacht kommt allerdings dichter Nebel auf, so dass wir gar nichts sehen können. Dieser begleitet uns auch bis nach Roscoff. Wir können den Hafen nicht sehen und tasten uns langsam vor, bis wir eine hohe Mohle sehen: Hinter dieser Mohle müsste der Hafen liegen – aber wo?? Plötzlich hören wir eine Trillerpfeife und lautes Rufen auf französisch, das wir aber nicht verstanden haben. Hinter uns klingt das laute Nebelhorn eines Dickschiffes. In der Richtung, wo der Hafen liegen müsste, sehen wir eine rote Doppelampel: Hafeneinfahrt gesperrt! Ich drehe ab und höre wieder die Trillerpfeife und die Rufe: Go, Go! Die Ampel springt auf grün und wir können uns noch vor der herannahenden Fähre in Sicherheit bringen. Wir sind geschafft! 18.00 Stunden auf dem Wasser, davon die Hälfte ohne Sicht, nebelig und feucht und : Kalt! Wir hauen uns kurz in Koje und werden unsanft vom französischen Zoll geweckt. Uns erwartet eine Ermahnung, dass wir gegen die Einreisebestimmungen verstoßen haben. Wir hatten den Schengenraum verlassen und hätten uns mit einer Ausreisebescheinigung der Engländer in Frankreich einklarieren müssen. Nur in England 🏴󠁧󠁢󠁥󠁮󠁧󠁿 interessierte niemand für uns weder für die Einreise noch die Ausreise. In Roscoff hätte ich auch gar nicht gewußt, wo das Zollamt ist und im Nebel auch gar nicht gefunden.Der Brexit macht alle kirre: Die Engländer nehmen ihre eigenen neuen Regeln nicht ernst und die Franzosen reagieren so, als hätten wir keine EU. Nun gut. Da die Wetterprognose immer noch kein Wind ankündigt, beschließen wir,in Roscoff den Crewwechsel stattfinden zu lassen.

Werner und ich erkunden etwas diese alte Bretonische Stadt mit ihren alten Gebäuden. Am Samstag morgen verlässt Werner die Charai. Am Sonntag werden die ersten der neuen Crew eintreffen.

Sehr schöne 14 Tage

2. Etappe / 1. Woche 

Mit Werner starte ich Dienstag morgen um 6.00 Uhr nach Calais. Der Wind steht immer noch gut und wir laufen nach 5 Stunden in den Hafen ein, nicht ohne uns eine Mahnung der Hafenkontrolle eingefangen zu haben, dass wir uns zu spät angemeldet haben. Die Einfahrt zu Marina ist noch verschlossen, da wir das Hochwasser abwarten müssen. Nach weiteren zwei Stunden können wir dann in der Marina festmachen. Morgens um 6.00 Uhr ist dann die letzte Öffnung, die wir nehmen müssen, um den Strom nach Süden zu nehmen. Also wieder um 5.00 Uhr aufstehen. Den nächsten Hafen Bolougne erreichen wir dann gegen 11.00 Uhr. Nun wird erstmal mit Ei und einem Glas Weißwein gefrühstückt, dann geschlafen und uns für die nächste Etappe vorbereitet: 50 nm nach Dieppe, Wind 5 Bft aus Nordost.

Mit diesem Wind läuft die Charai zur Höchstform auf: Mit einem gerefften Großsegel erreichen wir bis zu über 8 kt. Geschwindigkeit – zugegebenermaßen hat der Strom auch seinen Beitrag geleistet. Zum Teil steigen hohe achterliche Wellen ins Boot ein. Dieser Ritt hat den Vorteil, dass wir in nur neun Stunden unser Ziel erreichen und um 18.30 Uhr in Dieppe festmachen können. Die Hafenumgebung ist nur bedingt einladend, aber es gelingt uns, in einem netten Lokal noch französisch zu speisen.

Der nächste Tag scheint mit 32 nm keine große Herausforderung zu sein, entwickelt sich dennoch als solche. Der Wind kommt genau achterlich, aber eine starke, dem Wind nicht angemessene Welle drangsaliert uns von der Seite, so dass die Segel nicht ruhig stehen. Selbst der zum Einsatz kommende  Spibaum hilft wenig. Zu allem Überfluss kommt uns der Strom entgegen und der Wind lässt nach, so dass wir den Motor zur Hilfe einsetzen müssen. Das letzte Drittel können wir dann mit dem Groß segeln und kommen geschafft in Fecamp an. Hier wollen wir einen Tag bleiben, um auszuruhen. Der Wind geht in Flautenstellung. Die Prognose sagt, dass dies auch für den kommenden Sonntag so sein wird. Unsere Idee ist, diese Flaute zu nutzen und nach Chebourg über 70nm zu motoren. Allerdings hält sich Wetter nicht an die Prognose, sondern schickt uns Wind von 4 Bft. genau von der Richtung in die wir wollen. Gegen Wind, Welle und zum Teil Strömung macht dieses Unterfangen keinen Sinn. Und so hoffen wir, am Montag die angekündigte Flaute nutzen zu können, um weiter zu kommen. Fecamp ist ein hübsches, in die Steilküste eingebettetes Städtchen mit vielen netten Lokalen, so dass wir den Zwangsaufenthalt angenehm überbrücken können.

Die erste Etappe ist geschafft! 

Wir sind in Dunquerke/Frankreich. Von Stavoren bin ich am Montag mit Axel und Werner gestartet, nachdem Chantal uns ausgewunken hatte. Noch schnell tanken und dann ging es übers Ijsselmeer und Markermeer nach Volandam. Der Wind steht günstig und weht von Nord/Nordost. Über Amsterdam führt uns die Fahrt weiter nach Ijmuiden, unserer zweiten Station. Nun sind wir an- bzw. in der Nordsee.

Mit gleichem Wind, nur etwas stärker, werden wir südwestlich nach Schweningen gezogen – immer nur die Genua auf. Es ist übrigens saukalt bei 13 Grad und Wind von 4-5 in Böen 6 müssen wir alles anziehen, was wir an Pullover und Segelzeug so habe.

Um einen größeren Schlag zu vermeiden, fahren wir dann nach Stellendam in der Absicht etwas Wind- und vor allem Wellengeschützter durch die Schelde über das niederländische Delta zu kommen.Frohgemutes legen wir in Stallendam ab und fahren in die Schelde, um Nach 3 Stunden Segeln feststellen zu müssen, dass bei Haringsvliet die Brücke dauerhaft gesperrt ist. Also umkehren nach Stellendam: Ein ganzer Tag ist verschenkt.

Dafür geht es am nächsten Morgen um 6.00 Uhr mit fast 50 Seemeilen Cadzand. Der Wimd kommt immer noch aus nördlicher Richtung, allerdings briest er regelmäßig gegen Mittag auf 5 bis 6 Bft mit entsprechendem Wellengang auf. Nach zehn Stunden Segeln sind wir durchgerüttelt und machen im Hafen fest. Die gleiche Prozedur gibt es am nächste Tag : 5.00 Uhr raus und zehn Stunden Segeln. Nachmittags machen wir geschafft in Dunquerke fest. Gabriele ist schon angereist, um Axel und Werner am nächsten Tag nach Hause zu bringen. 

Dunquerke mit Sonnenuntergang

Nun sind gut 220 nm Gefahren und ich habe die Gastlandflagge für Belgien 🇧🇪 nicht gebraucht. Im Hafen treffe ich auf den ersten TransOcean Segler, der die gleiche Tour vor sich hat und auch in die Karibik will. Gegen Abend kommt Werner aus Berlin und wir planen die nächste Etappe.

Wieder in Stavoren

Jugend für Europa



Über Roermond geht es die Maas hinunter nach Venlo,  Maasbommeln und Gorinchem.

Dort verlässt uns die Kürtener Familie und wechselt mit Claudia und Boris das Cockpit, die uns überraschend für drei Tage besuchen. 

Mit ihnen fahren wir nach Wilhelmstadt, einer alten Festung, in der wir in den ersten Jahren unserer Segeltörns oft übernachtet haben. Nun sind dort neue Marinas entstanden.

Crew-wechsel

In Dordrecht verlassen uns die beiden wieder und zeitgleich kommt die Öberbörsch-Familie mit Emma und Fynn an Bord.

Gouda, unsere nächste Etappe, ist ein schönes kleines Städtchen, in dem wir natürlich auch Käse kaufen. In der Marina Kempers in Aalsmeere nutzen wir die ruhige Lage zur einer kurzen Erholung, bevor es weiter nach Leiden geht.

Abschiedsessen in Leiden

Am nächsten Tag verlassen uns auch die Oberbörscher und wir fahren in aller Frühe tagsdrauf nach Haarlem. Dort liegen wir am Rande des Kanals in der Stadt und warten auf Familie Campe, die auch überpünktlich eintrifft.

Nach den dürftigen Sanitäranlagen in Haarlem freuen wir uns auf einen Aufenthalt in Muiderzand. Nun sind wir im Markermeer und wollen den Randmeeren folgend ins Ijsselmeer fahren. Unsere vorletzte Station sollte von einem kleinen Hafen im Vossemeer nach Lemmer führen. Als wir jedoch aus dem Keetelermeer ins Ijsselmeer fuhren, blies uns ein kräftiger Wind entgegen, der unsere Charai ohne Segel mächtig ins Schaukeln brachte. So entschieden wir uns kurzerhand nach Urk abzubiegen, um dann am nächsten Tag mit weniger Wind sofort nach Stavoren zu tuckern. Dort begrüßten uns tausende Menschen auf dem Deich, die auf den Start des Segelrennen der traditionellen Plattbodenschiffe aus Friesland warteten. In der Stadt selbst ist Volksfest, in das wir  uns hineinstürzen und den Abend bei unserem Lieblingsschotten genießen. 

Skuitjes Rennen vor Stavoren

Das war es dann! Axel fährt uns sicher am nächsten Tag nach Hause.

Und wir planen die nächsten Abenteuer, die aber im Wesentlichen darin bestehen werden, die Charai wieder segeltauglich zu machen.