2. Etappe / 1. Woche 

Mit Werner starte ich Dienstag morgen um 6.00 Uhr nach Calais. Der Wind steht immer noch gut und wir laufen nach 5 Stunden in den Hafen ein, nicht ohne uns eine Mahnung der Hafenkontrolle eingefangen zu haben, dass wir uns zu spät angemeldet haben. Die Einfahrt zu Marina ist noch verschlossen, da wir das Hochwasser abwarten müssen. Nach weiteren zwei Stunden können wir dann in der Marina festmachen. Morgens um 6.00 Uhr ist dann die letzte Öffnung, die wir nehmen müssen, um den Strom nach Süden zu nehmen. Also wieder um 5.00 Uhr aufstehen. Den nächsten Hafen Bolougne erreichen wir dann gegen 11.00 Uhr. Nun wird erstmal mit Ei und einem Glas Weißwein gefrühstückt, dann geschlafen und uns für die nächste Etappe vorbereitet: 50 nm nach Dieppe, Wind 5 Bft aus Nordost.

Mit diesem Wind läuft die Charai zur Höchstform auf: Mit einem gerefften Großsegel erreichen wir bis zu über 8 kt. Geschwindigkeit – zugegebenermaßen hat der Strom auch seinen Beitrag geleistet. Zum Teil steigen hohe achterliche Wellen ins Boot ein. Dieser Ritt hat den Vorteil, dass wir in nur neun Stunden unser Ziel erreichen und um 18.30 Uhr in Dieppe festmachen können. Die Hafenumgebung ist nur bedingt einladend, aber es gelingt uns, in einem netten Lokal noch französisch zu speisen.

Der nächste Tag scheint mit 32 nm keine große Herausforderung zu sein, entwickelt sich dennoch als solche. Der Wind kommt genau achterlich, aber eine starke, dem Wind nicht angemessene Welle drangsaliert uns von der Seite, so dass die Segel nicht ruhig stehen. Selbst der zum Einsatz kommende  Spibaum hilft wenig. Zu allem Überfluss kommt uns der Strom entgegen und der Wind lässt nach, so dass wir den Motor zur Hilfe einsetzen müssen. Das letzte Drittel können wir dann mit dem Groß segeln und kommen geschafft in Fecamp an. Hier wollen wir einen Tag bleiben, um auszuruhen. Der Wind geht in Flautenstellung. Die Prognose sagt, dass dies auch für den kommenden Sonntag so sein wird. Unsere Idee ist, diese Flaute zu nutzen und nach Chebourg über 70nm zu motoren. Allerdings hält sich Wetter nicht an die Prognose, sondern schickt uns Wind von 4 Bft. genau von der Richtung in die wir wollen. Gegen Wind, Welle und zum Teil Strömung macht dieses Unterfangen keinen Sinn. Und so hoffen wir, am Montag die angekündigte Flaute nutzen zu können, um weiter zu kommen. Fecamp ist ein hübsches, in die Steilküste eingebettetes Städtchen mit vielen netten Lokalen, so dass wir den Zwangsaufenthalt angenehm überbrücken können.