Das Wetter meint es nicht so gut mit uns. Draußen stürmt es und es baut sich eine Welle bis 3 Meter und mehr auf. Wir haben noch Hoffnung für den Mittwoch.
So erkunden wir ACoruna und fahren nach Santiago de Compostella, um uns mit den Schönheiten Galiciens bekannt zu machen. Beide Orte haben ihren Charme und gute Tappas- Bars, die einem Urlaubsfeeling vermitteln. Jona hat wie immer um diese Zeit Geburtstag, den wir in einem guten Restaurant ausgiebig feiern.
Da der Mittwoch uns auch enttäuscht, macht sich Jona auf den Weg nach Lissabon, Aron und Matthias treten am Donnerstag die Heimreise an. Ich beschäftige ,ich mit Bootsarbeiten und warte auf Boris, der sich für Freitag angekündigt hat, um mit mir den Rest der Reise nach Lissabon zu fahren. Das Wetter , bzw. Der Wind hat sich etwas beruhigt, aber die Wellen bleiben hoch. Dennoch werden wir am Samstag oder Sonntag die absegelt setzen.
Aron und Jona kommen am späten Sonntag, Matthias am Montag Nachmittag. Wir proviantieren für 5 Tage und sind dann am Dienstag startklar für die Fahrt in Richtung Biskaya. Doch zuvor sind noch zwei Etappen einzulegen, da der Wind immer noch keine Chance zu einem großen Segelschlag lässt. Zunächst geht es nach Aber-Wrach, einem kleinen Hafen in einem Flussgebiet. Hier machen wir neben einem holländischen Schiff fest, deren Besatzung unsere Tour bereits gefahren hat und uns den Tipp gibt, als Absprunghafen nach Spanien Camaret zu nutzen. Dieser Hinweis erweist sich als goldrichtig. Camaret liegt im Süden der Bucht von Brest und dient uns in der Tat als Starthafen für die Biskayaüberquerung.
Die Zeit scheint auch günstig zu sein, selbst wenn wir wegen der Hochdrucklage in der Biskaya viel werden motoren müssen. Es entwickelt sich aber ein östliches Windgebiet im Süden der Bucht und so werden wir die Flauten zwischendurch mit der Maschine überbrücken müssen. Der Riesenvorteil besteht darin, dass wir keine nennenswerten Wellen haben wir. Das erfreut Schiff und dessen Besatzung.
Also es geht los: Vor uns liegen 333 Seemeilen, die wir in ca. drei Tagen befahren wollen. Wegen der zu berücksichtigenden Strömungen sind wir die letzten Tage früh aufgestandenen und haben die Leinen losgemacht. Dies ist diesmal auch nicht anders. Um 8.00 Uhr verlassen wir mit vielen anderen Seglern den Hafen und nehmen südlichen Kurs. Nach drei Stunden unter Maschine können wir sogar die Segel setzen und fahren mit nordwestlichem Wind den ganzen Tag, bis kurz vor Mitternacht der Wind einschläft. Aron und ich übernehmen die 1. Und 3. Wache ´a 3 Stunden. Im Gegensatz zum Ärmelkanal ist es nicht sehr kalt, wir können uns sogar ohne Handschuhe draußen aufhalten. Es begegnen uns in der sternenklaren Nacht ein paar Fischerboote. Ansonsten ist es ruhig, von den anderen Seglern am Start ist nichts mehr zu sehen. Zum Frühstück macht uns Aron 🍳 mit Speck und Zwiebeln und wir beginnen den 2. Tag auf See, der abwechselnd Wind und Flaute bringt. Sogar einen großen Finnwal kriegen wir neben unserem Boot zu sehen, ein beeindruckendes Schauspiel. Er ist weit größer als unser Schiff, prustet zweimal und taucht dann wieder ab Ein Glück, dass es kein Orca war!
Wir bereiten uns auf die zweite Nacht vor, in der die Wachen getauscht werden.
Ich probiere erfolgreich das Satellitentelefon aus und hole mir die neuesten Wetterdaten: Eine tolle Erfindung. Das morgige Wetter bzw. der Wetterdienst verspricht ein bisschen mehr Wind aus Ost, den wir gerne nach A Carunia in Anspruch nehmen werden.
Wir haben es geschafft: Am Sonntag, den 25.6. laufen wir um 00.30 Uhr in ACoruna ein.
Hinter uns liegen 336 Meilen auf See, die wir in 3 Tagen und zweieinhalb Nächten durchfahren. In der Nacht und am 3. Morgen steigert sich der Wind dann auf 5-6 Bft mit entsprechend hohen Wellengang, Gegen Nachmittag dreht der Wind zunehmend auf Süd und nimmt dann günstiger Weise wieder ab, so dass wir den Rest der Strecke ohne große Welle von vorne motoren können. Um Mitternacht erreichen wir die Bucht von ACoruna, es ist dunkel. Wir tasten uns langsam an den Hafen heran und melden uns per Funk. Zu unserer großen Überraschung meldet sich noch jemand zurück und zeigt uns im Hafen einen Liegeplatz. Festmachen, zwei Anliegerbiere trinken und einen großen Topf Nudeln kochen – alle habe die die letzten 36 Stunden wenig bis gar nichts gegessen. Um 3.00 Uhr fallen wir erschöpft in die Kojen.
Wir haben es geschafft: Am Sonntag, den 25.6. , laufen wir um 00.30 Uhr in ACoruna ein. Hinter uns liegen 336 Meilen auf See, die wir in 3 Tagen und zweieinhalb Nächten durchfahren haben.
Wir wachen im Sommer auf. Es ist warm und genießen den Sonntag. Ein Blick auf die Wetterprognose zeigt uns, dass wir nicht so ohne weiteres weiter fahren können.
Am Montag geht es dann los. Wir haben kein Gegenwind, dafür aber totale Flaute. Gut, dass wir keine Gegenwelle haben, so können wir motoren, mal mit mal ohne Strom, aber immerhin 80 Meilen und 14 Stunden. Das nervt! Natürlich ist nach 18.00 Uhr in Cherbourg keiner mehr im Hafen, der uns einen Liegeplatz zuweisen könnte und so müssen wir uns ins Päckchen legen. Für die vergleichsweise geringe Distanz von 43 Meilen stehen wir dennoch früh auf und fahren gegen 7.00 Uhr wieder unter Motor – es ist immer noch kein Wind da – nachSt. Peter Ports- England. Wegen des einsetzenden Stroms bewegen wir mit über 12 Knoten an der Küste von Cherbourg in Richtung der englischen Inseln. Normalerweise fährt die Charai höchsten 7 Knoten. Wir setzen brav die Q-Flagge als Zeichen, dass wir einklarieren wollen, bekommen im Außenhafen auch einen guten Liegeplatz und warten auf die Customers. Es kommt aber niemand und so gehen wir ohne Erlaubnis zum Diner an Land.
Der nächste Schlag setzt uns ziemlich zu. Es sind 75 Meilen zur bretonischen Küste nach Roscoff. Da wir nicht nachts ankommen wollen, beschließen wir, über Nacht zu fahren und legen um 14.00 Uhr ab, nicht ohne noch etwas Sprit nach zu tanken ⛽️. Uns ist klar, dass es ziemlich kalt werden wird. Bis zum Einbruch der Dunkelheit läuft noch alles prima. Wir können sogar 5 Meilen segeln. Nach Mitternacht kommt allerdings dichter Nebel auf, so dass wir gar nichts sehen können. Dieser begleitet uns auch bis nach Roscoff. Wir können den Hafen nicht sehen und tasten uns langsam vor, bis wir eine hohe Mohle sehen: Hinter dieser Mohle müsste der Hafen liegen – aber wo?? Plötzlich hören wir eine Trillerpfeife und lautes Rufen auf französisch, das wir aber nicht verstanden haben. Hinter uns klingt das laute Nebelhorn eines Dickschiffes. In der Richtung, wo der Hafen liegen müsste, sehen wir eine rote Doppelampel: Hafeneinfahrt gesperrt! Ich drehe ab und höre wieder die Trillerpfeife und die Rufe: Go, Go! Die Ampel springt auf grün und wir können uns noch vor der herannahenden Fähre in Sicherheit bringen. Wir sind geschafft! 18.00 Stunden auf dem Wasser, davon die Hälfte ohne Sicht, nebelig und feucht und : Kalt! Wir hauen uns kurz in Koje und werden unsanft vom französischen Zoll geweckt. Uns erwartet eine Ermahnung, dass wir gegen die Einreisebestimmungen verstoßen haben. Wir hatten den Schengenraum verlassen und hätten uns mit einer Ausreisebescheinigung der Engländer in Frankreich einklarieren müssen. Nur in England 🏴 interessierte niemand für uns weder für die Einreise noch die Ausreise. In Roscoff hätte ich auch gar nicht gewußt, wo das Zollamt ist und im Nebel auch gar nicht gefunden.Der Brexit macht alle kirre: Die Engländer nehmen ihre eigenen neuen Regeln nicht ernst und die Franzosen reagieren so, als hätten wir keine EU. Nun gut. Da die Wetterprognose immer noch kein Wind ankündigt, beschließen wir,in Roscoff den Crewwechsel stattfinden zu lassen.
Werner und ich erkunden etwas diese alte Bretonische Stadt mit ihren alten Gebäuden. Am Samstag morgen verlässt Werner die Charai. Am Sonntag werden die ersten der neuen Crew eintreffen.
Mit Werner starte ich Dienstag morgen um 6.00 Uhr nach Calais. Der Wind steht immer noch gut und wir laufen nach 5 Stunden in den Hafen ein, nicht ohne uns eine Mahnung der Hafenkontrolle eingefangen zu haben, dass wir uns zu spät angemeldet haben. Die Einfahrt zu Marina ist noch verschlossen, da wir das Hochwasser abwarten müssen. Nach weiteren zwei Stunden können wir dann in der Marina festmachen. Morgens um 6.00 Uhr ist dann die letzte Öffnung, die wir nehmen müssen, um den Strom nach Süden zu nehmen. Also wieder um 5.00 Uhr aufstehen. Den nächsten Hafen Bolougne erreichen wir dann gegen 11.00 Uhr. Nun wird erstmal mit Ei und einem Glas Weißwein gefrühstückt, dann geschlafen und uns für die nächste Etappe vorbereitet: 50 nm nach Dieppe, Wind 5 Bft aus Nordost.
Mit diesem Wind läuft die Charai zur Höchstform auf: Mit einem gerefften Großsegel erreichen wir bis zu über 8 kt. Geschwindigkeit – zugegebenermaßen hat der Strom auch seinen Beitrag geleistet. Zum Teil steigen hohe achterliche Wellen ins Boot ein. Dieser Ritt hat den Vorteil, dass wir in nur neun Stunden unser Ziel erreichen und um 18.30 Uhr in Dieppe festmachen können. Die Hafenumgebung ist nur bedingt einladend, aber es gelingt uns, in einem netten Lokal noch französisch zu speisen.
Der nächste Tag scheint mit 32 nm keine große Herausforderung zu sein, entwickelt sich dennoch als solche. Der Wind kommt genau achterlich, aber eine starke, dem Wind nicht angemessene Welle drangsaliert uns von der Seite, so dass die Segel nicht ruhig stehen. Selbst der zum Einsatz kommende Spibaum hilft wenig. Zu allem Überfluss kommt uns der Strom entgegen und der Wind lässt nach, so dass wir den Motor zur Hilfe einsetzen müssen. Das letzte Drittel können wir dann mit dem Groß segeln und kommen geschafft in Fecamp an. Hier wollen wir einen Tag bleiben, um auszuruhen. Der Wind geht in Flautenstellung. Die Prognose sagt, dass dies auch für den kommenden Sonntag so sein wird. Unsere Idee ist, diese Flaute zu nutzen und nach Chebourg über 70nm zu motoren. Allerdings hält sich Wetter nicht an die Prognose, sondern schickt uns Wind von 4 Bft. genau von der Richtung in die wir wollen. Gegen Wind, Welle und zum Teil Strömung macht dieses Unterfangen keinen Sinn. Und so hoffen wir, am Montag die angekündigte Flaute nutzen zu können, um weiter zu kommen. Fecamp ist ein hübsches, in die Steilküste eingebettetes Städtchen mit vielen netten Lokalen, so dass wir den Zwangsaufenthalt angenehm überbrücken können.
Wir sind in Dunquerke/Frankreich. Von Stavoren bin ich am Montag mit Axel und Werner gestartet, nachdem Chantal uns ausgewunken hatte. Noch schnell tanken und dann ging es übers Ijsselmeer und Markermeer nach Volandam. Der Wind steht günstig und weht von Nord/Nordost. Über Amsterdam führt uns die Fahrt weiter nach Ijmuiden, unserer zweiten Station. Nun sind wir an- bzw. in der Nordsee.
Mit gleichem Wind, nur etwas stärker, werden wir südwestlich nach Schweningen gezogen – immer nur die Genua auf. Es ist übrigens saukalt bei 13 Grad und Wind von 4-5 in Böen 6 müssen wir alles anziehen, was wir an Pullover und Segelzeug so habe.
Um einen größeren Schlag zu vermeiden, fahren wir dann nach Stellendam in der Absicht etwas Wind- und vor allem Wellengeschützter durch die Schelde über das niederländische Delta zu kommen.Frohgemutes legen wir in Stallendam ab und fahren in die Schelde, um Nach 3 Stunden Segeln feststellen zu müssen, dass bei Haringsvliet die Brücke dauerhaft gesperrt ist. Also umkehren nach Stellendam: Ein ganzer Tag ist verschenkt.
Dafür geht es am nächsten Morgen um 6.00 Uhr mit fast 50 Seemeilen Cadzand. Der Wimd kommt immer noch aus nördlicher Richtung, allerdings briest er regelmäßig gegen Mittag auf 5 bis 6 Bft mit entsprechendem Wellengang auf. Nach zehn Stunden Segeln sind wir durchgerüttelt und machen im Hafen fest. Die gleiche Prozedur gibt es am nächste Tag : 5.00 Uhr raus und zehn Stunden Segeln. Nachmittags machen wir geschafft in Dunquerke fest. Gabriele ist schon angereist, um Axel und Werner am nächsten Tag nach Hause zu bringen.
Nun sind gut 220 nm Gefahren und ich habe die Gastlandflagge für Belgien 🇧🇪 nicht gebraucht. Im Hafen treffe ich auf den ersten TransOcean Segler, der die gleiche Tour vor sich hat und auch in die Karibik will. Gegen Abend kommt Werner aus Berlin und wir planen die nächste Etappe.