Nun liegt die Charai nach einer aufregenden Woche kurz vor der holländischen Küste.
Am vergangenen Dienstag konnten wir mittags in Wismar ablegen und noch 30 Meilen mit Motor-Unterstützung nach Großenbrode fahren. Dann zwang uns das Sturmtief Kirsten anderthalb Tage abzuwettern, so dass wir uns am Donnerstag nur 10 Meilen nach Orth vorkämpfen konnten. Dank eines günstigen Süd-Westwindes und der plötzlichen Freigabe des Schießgebietes im Kiel-Fehmansund konnten wir schon nachmittags in die Schleuse des Nord Ostsee Kanals einlaufen und bis zum Einbruch der Dunkelheit bis Rendsburg fahren. Mit einer herrlichen Kanalfahrt kamen wir mittags in Brunsbüttel an und konnte noch ein Stück über die Elbe nach Cuxhaven Segeln. Dann kam das Austarieren von Windrichtung, Windstärke, Strömung, Tide und der Frage, wo wir in Dunkelheit oder bei Tageslicht fahren sollten. Wir entschieden uns mit auslaufenden Wasser von Cuxhaven auf die Nordsee zu fahren und dort mit einem starken Nordwind in Richtung Westen zu Segel. Allerdings nahm der Wind in der Nacht bis auf stärke sieben zu so, dass wir schon um 3:00 Uhr nachts vor Norderney waren und uns dafür entschieden, wegen der doch recht ruppigen See bis nach Borkum weiter zu segeln, um dort mit einlaufendem Wasser und Beginn des Tages an Borkum im Hafen fest zu machen. Damit waren an diesem Tag und in dieser teils sternenklare, auf jeden Fall auch anstrengender Nacht 95 Meilen in unserem Kielwasser. Jetzt sind wir wesentlich früher als erwartet unserem Ziel Stavoren am Ijselmeer näher gekommen und fahren gemütlich durch die Kanäle zum Zielhafen.
Die Stimmung an Bord ist so heiter bis fröhlich, wie das bei alten Männern nur eben geht.
Gemütlich geht anders: So einfach war es denn doch nicht nach Stavoren zu kommen. Aus Borkum mit einlaufendem Hochwasser die Ems hinauf fahrend gelangen wir in den Kanal nach Groningen. Dort kommt die erste Überraschung. Mit stehendem Mast kann man nicht so einfach durch Friesland fahren. Wir müssen einen riesigen Umweg fahren, der uns wieder weit nach Norden an die Küste bringt. Also motoren wir zwei schöne sonnige Tage durch schöne Landschaften in Friesland. Der dritte Tag dieser Tour findet im Regen statt, der nur durch noch mehr Regen unterbrochen wird. Völlig durchnässt erreichen wir am vierten Tag nach mehr als 100 Meilen Stavoren. Dort erwarten uns unsere Frauen und wir genießen gemeinsam den Abschluss der Fahrt in einem tollen Restaurant mit anschließenden Whiskybar.
Nun liegt die Charai auf ihrem neuen Liegeplatz und wartet auf weitere Herausforderungen.